
Die sogenannte Westall UFO-Sichtung gilt als eine der bekanntesten und rätselhaftesten UFO-Beobachtungen in der Geschichte Australiens. Das Ereignis ereignete sich am 6. April 1966 im südlichen Vorort Clayton South der Stadt Melbourne, genauer gesagt in der Nähe der Westall High School und der Westall State School. Dutzende, wenn nicht Hunderte von Schülern, Lehrern und Anwohnern beobachteten an diesem Tag ein oder mehrere unbekannte Flugobjekte am Himmel – ein Vorfall, der bis heute ungeklärt ist und immer wieder Diskussionen in UFO-Forschungskreisen sowie in der Öffentlichkeit auslöst.
Der Ablauf der Ereignisse
Am späten Vormittag des 6. April 1966 – gegen 11 Uhr – berichteten mehrere Schüler, dass sie ein seltsames Objekt am Himmel gesehen hätten, das ungewöhnlich schnell und leise über das Schulgelände flog. Augenzeugen beschrieben es als ein scheibenförmiges oder zylinderförmiges Flugobjekt, grau bis silberfarben, etwa so groß wie ein Auto, mit einer metallisch glänzenden Oberfläche. Das Objekt bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit, aber lautlos, und vollführte abrupte Richtungswechsel – ein Flugverhalten, das mit bekannten Flugzeugen oder Hubschraubern nicht in Einklang zu bringen war.
Berichten zufolge soll das Objekt für einige Minuten über einem nahegelegenen offenen Feld – dem sogenannten Grange Reserve – geschwebt haben, bevor es hinter Bäume sank und kurzzeitig außer Sicht war. Zahlreiche Schüler rannten daraufhin zum Feld, um das Objekt aus der Nähe zu betrachten. Einige berichteten später, dass sie dort „verbogene Grashalme“ und eine „kreisförmige Abflachung“ im Gras entdeckt hätten – sogenannte „Landeabdrücke“, wie sie auch in anderen UFO-Berichten erwähnt werden.
Nach wenigen Minuten stieg das Objekt plötzlich wieder auf und flog in südöstlicher Richtung davon. Augenzeugen behaupteten, dass es dabei von mindestens fünf kleinen Flugzeugen verfolgt wurde – vermutlich Trainingsflugzeuge, die von einem nahegelegenen Flugplatz stammten. Die Sichtung soll insgesamt etwa 20 Minuten gedauert haben.
Augenzeugenberichte und Reaktionen
Schätzungen zufolge beobachteten zwischen 100 und 300 Menschen – vor allem Schüler und Lehrer – das Geschehen. Viele beschrieben das Erlebnis später unabhängig voneinander mit sehr ähnlichen Details. Einige Lehrer versuchten Berichten zufolge, die Kinder zurück ins Schulgebäude zu rufen, andere sollen selbst mit eigenen Augen das Objekt gesehen haben. Die damalige Schülerin Joy Clarke beispielsweise berichtete in mehreren Dokumentationen, dass sie das Objekt klar gesehen habe und bis heute keine irdische Erklärung dafür finde. Der Lehrer Andrew Greenwood, ein Naturwissenschaftler, erklärte später in Interviews, dass er davon überzeugt sei, dass es sich nicht um ein herkömmliches Luftfahrzeug gehandelt habe.
Noch am selben Tag erschienen Polizei, Militär und Beamte in Zivilkleidung an der Schule. Augenzeugen behaupteten später, dass sie von diesen Personen zum Schweigen aufgefordert wurden. Einige Schüler berichteten sogar, dass man ihnen mit Schulverweisen drohte, wenn sie weiterhin über das Gesehene sprechen würden. Lehrer Andrew Greenwood sagte aus, dass er von Männern in Anzügen besucht wurde, die versuchten, ihn von seiner Aussage abzubringen – was bei UFO-Forschern später Spekulationen über eine mögliche Vertuschung auslöste.
Medienberichterstattung und offizielle Erklärungen
Obwohl einige lokale Zeitungen am Folgetag kurz über den Vorfall berichteten – unter anderem der Dandenong Journal – fand das Ereignis nur begrenzte mediale Aufmerksamkeit. Eine offizielle Erklärung gab es nie, und in den Archiven der australischen Luftwaffe finden sich bis heute keine Berichte über das Ereignis. Dies ist umso bemerkenswerter, da in derselben Zeit mehrere andere UFO-Sichtungen in Australien und weltweit dokumentiert wurden, was in späteren Jahren zu Spekulationen über größere Zusammenhänge führte.
Einige Behördenvertreter erklärten später, dass es sich möglicherweise um einen Wetterballon gehandelt haben könnte, der vom nahegelegenen Laverton-Stützpunkt gestartet wurde. Diese Erklärung überzeugt jedoch viele Zeugen und Forscher nicht, da das beobachtete Flugverhalten, die Form und die angebliche Verfolgung durch Flugzeuge nicht zu einem Wetterballon passen. Andere wiederum vermuteten ein geheimes militärisches Testobjekt, doch auch dafür gibt es keine belegbaren Hinweise.
Spätere Untersuchungen und kulturelle Rezeption
Der Westall-Vorfall wurde in mehreren Büchern, Fernsehdokumentationen und Podcasts thematisiert, darunter in der australischen Dokumentation “Westall ’66: A Suburban UFO Mystery” von 2010. Der Fall wurde auch von bekannten UFO-Forschern wie Bill Chalker und Keith Basterfield untersucht. Letzterer bemühte sich lange Zeit um die Einsicht in Regierungsakten, die jedoch entweder nicht existieren oder als unauffindbar gelten.
Im Jahr 2022 wurde in Clayton South ein Gedenkstein und eine Informationstafel errichtet, die an das Ereignis erinnern und es als Teil der lokalen Geschichte würdigen. Auch Jahrzehnte später bleibt die Sichtung ein faszinierendes Beispiel für ein Massenufo-Ereignis mit vielen glaubwürdigen Zeugen und ohne eindeutige Erklärung.
Fazit
Die UFO-Sichtung von Westall im Jahr 1966 bleibt bis heute eines der interessantesten und am besten dokumentierten UFO-Ereignisse in Australien. Die Vielzahl glaubwürdiger Zeugen – darunter Lehrer, Schüler und Anwohner –, das auffällige Verhalten des Flugobjekts und die angeblich rasche Reaktion von Militär und Behörden haben dem Vorfall ein fast legendäres Ansehen in der UFO-Forschung eingebracht. Trotz vieler Spekulationen gibt es bis heute keine offiziell anerkannte Erklärung für das, was sich damals am Himmel über Melbourne ereignete. Damit bleibt Westall ein faszinierender und offener Fall in der Geschichte der modernen UFO-Phänomene.