
Im Verlauf der letzten Jahrzehnte hat die moderne Astronomie wiederholt mysteriöse Signale aus dem All empfangen, deren Ursprung zunächst nicht eindeutig geklärt werden konnte. Diese Signale – oftmals elektromagnetischer Natur – wecken sowohl wissenschaftliches als auch populärwissenschaftliches Interesse, weil sie Hinweise auf bislang unbekannte astrophysikalische Phänomene geben könnten. In der öffentlichen Wahrnehmung sind sie jedoch auch immer wieder Gegenstand spekulativer Theorien, die von außerirdischer Intelligenz bis hin zu kosmischen Warnungen reichen. Tatsächlich jedoch zeigen diese Phänomene die Komplexität und Vielfalt des Universums und wie wenig wir bislang über viele seiner Vorgänge wissen.
Eines der bekanntesten Beispiele für ein rätselhaftes kosmisches Signal ist das sogenannte „Wow!-Signal“, das am 15. August 1977 von einem Radioteleskop in Ohio empfangen wurde. Es dauerte nur 72 Sekunden und zeigte eine auffällige Intensität im Bereich der sogenannten Wasserstofflinie bei 1420 MHz – einer Frequenz, die von Astronomen als potenziell „universelle Sprache“ für interstellare Kommunikation angesehen wird. Der Name „Wow!“ stammt von der handschriftlichen Notiz eines Wissenschaftlers am Ausdruck des Signals. Trotz intensiver Nachforschung konnte die Quelle nie erneut gefunden oder identifiziert werden. Bis heute bleibt das Wow!-Signal ein Rätsel – nicht eindeutig außerirdisch, aber auch nicht mit irdischen Störungen erklärbar.
In den letzten Jahren rückten besonders die sogenannten Fast Radio Bursts (FRBs) in den Mittelpunkt wissenschaftlichen Interesses. Diese extrem kurzen, aber hochenergetischen Radiopulse dauern nur wenige Millisekunden und stammen aus weit entfernten Galaxien. Ihre Entdeckung war ursprünglich ein Zufallsfund – der erste FRB wurde 2007 auf alten Archivdaten entdeckt. Seither wurden hunderte solcher Bursts registriert. Die meisten treten nur einmal auf, doch einige wiederholen sich in regelmäßigen Abständen. Diese „Repeater“ sind besonders faszinierend, da sie systematische Eigenschaften zeigen und möglicherweise auf rotierende Objekte wie Magnetare, Pulsare oder andere exotische Sternsysteme hindeuten. Zwar deuten viele Anzeichen auf natürliche Ursprünge hin, aber die Energie, die in so kurzer Zeit freigesetzt wird, ist schwer zu erklären und hat selbst erfahrene Astrophysiker überrascht.
Eine andere mysteriöse Signalquelle stellen pulsierende Gammastrahlen oder Röntgenblitze dar, die häufig von sogenannten Magnetaren ausgehen – das sind extrem dichte Neutronensterne mit extrem starken Magnetfeldern. Diese Objekte erzeugen durch Spannungsabbrüche in ihrer Kruste gewaltige Ausbrüche elektromagnetischer Strahlung. Einige dieser Ausbrüche wurden zunächst als mögliche künstliche Signale interpretiert, weil sie ein ungewöhnliches Energiemuster zeigten. Inzwischen gilt ein astrophysikalischer Ursprung als wahrscheinlich, doch der genaue Mechanismus hinter den extremen Magnetfeldumbrüchen ist noch nicht vollständig verstanden.
Auch der mysteriöse Fall der Tabby’s Star (KIC 8462852) gehört zu den bedeutenden modernen Rätseln des Universums. Bei diesem Stern beobachteten Astronomen mit dem Weltraumteleskop Kepler unregelmäßige, teils drastische Helligkeitsschwankungen, die sich nicht durch Planeten, Sternflecken oder bekannte physikalische Prozesse erklären ließen. Die Spekulationen reichten von Staubwolken über Trümmerfelder bis hin zu künstlichen Megastrukturen – etwa sogenannte Dyson-Sphären, hypothetische Technologien außerirdischer Zivilisationen zur Energienutzung. Letztlich wurden natürliche Ursachen wie interstellarer Staub wahrscheinlicher, doch die endgültige Erklärung steht bis heute aus.
Ein weiteres interessantes Phänomen ist das sogenannte „BLC1-Signal“, das 2019 vom Radioteleskop Parkes in Australien registriert wurde. Es kam aus der Richtung des Sternsystems Proxima Centauri – dem sonnennächsten System – und zeigte Eigenschaften, die zunächst auf eine technische Quelle hindeuteten. Es folgten weltweite Spekulationen über eine mögliche außerirdische Herkunft. Doch auch in diesem Fall stellte sich später heraus, dass es sich höchstwahrscheinlich um ein irdisches Störsignal handelte – möglicherweise durch reflektierte Funkwellen verursacht. Dennoch zeigte dieser Fall, wie schwierig die Unterscheidung zwischen natürlichen, technischen und künstlichen Quellen in der Praxis ist.
Grundsätzlich müssen Astronomen bei der Analyse von Signalen aus dem All viele Unsicherheiten einkalkulieren: irdische Störungen, Reflexionen in der Atmosphäre, Messfehler oder falsch interpretierte Naturphänomene. Doch gerade diese Unsicherheiten machen die Suche nach kosmischen Signalen so spannend. Sie sind Fenster in ein Universum, das voller Überraschungen steckt und das immer noch viele seiner Geheimnisse für sich behält.
Die Forschung in diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren stark professionalisiert. Es gibt spezialisierte Projekte wie SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence), die gezielt nach technosignaturen suchen – also nach Signalen, die auf künstliche Herkunft hindeuten könnten. Gleichzeitig beobachten große Radioteleskope wie CHIME, FAST oder LOFAR permanent den Himmel, um ungewöhnliche Phänomene zu registrieren. Auch neue Missionen wie das Square Kilometre Array (SKA) sollen in naher Zukunft helfen, das Signalrauschen des Kosmos besser zu durchdringen.
Insgesamt zeigen die mysteriösen Signale aus dem Universum vor allem eines: Unsere Kenntnisse über die Prozesse im All sind noch weit von einem vollständigen Verständnis entfernt. Ob es sich um physikalische Extremfälle, bislang unbekannte astrophysikalische Objekte oder sogar technologische Artefakte handelt – jedes neue Signal bietet die Chance, etwas grundlegend Neues über das Universum zu lernen. Und möglicherweise wird eines dieser Signale eines Tages tatsächlich der erste Hinweis auf außerirdisches Leben sein. Doch bis dahin bleibt die Suche nach der Quelle dieser kosmischen Botschaften eines der spannendsten Abenteuer der modernen Wissenschaft.